Durch die Bergische Schweiz - Zweiter Teil

Urwelten, Tropenmeer und Versteinerungen für zu Hause

Die Bergische Schweiz birgt Überraschungen, die ich weder kannte noch hier in diesem Umfang vermutet hätte. Aus diesem Grund kann ich nur eines empfehlen: Einfach mal losfahren und sich überraschen lassen! Bei schönem Wetter funktioniert das bei dieser Tour garantiert. Und so entführe ich Euch heute in eine steinreiche Gegend in der doch nicht überdurchschnittlich verdient wird. Wir erleben einen weltbekannten Steinbruch und fragen uns warum wir ihn nicht kennen.  Im zweiten Teil meiner Kurzreise in die Bergische Schweiz fuhr ich nach einem wunderschönen Wandertag bei Schloß Ehreshoven nach Lindlar, da mich eine günstig gelegene Übernachtungsmöglichkeit dorthin lockte. Was dann aus dem nächsten Tag wurde ist einfach faszinierend. Ich verspreche Euch: es wird spannend! 


Little bit spooky this place
Anbetungsweiher Schloß Heiligenhoven bei Lindlar

Anfahrt

Hier sind die Anfahrtswege für die jeweiligen Startpunkte der einzelnen Tagesziele:

  • Vom Kölner Dom bis zum Freilichtmuseum Lindlar sind es 34 Kilometer und eine gute halbe Stunde Fahrt. es gibt dort kostenlose Parkplätze. Adresse für die Navigation: LVR-Freilichtmuseum Lindlar, Lindlar
  • Von Schloss Ehreshoven (Zielpunkt aus Teil Eins) zum LVR-Museum sind es 11 Kilometer und 16 Minuten Fahrt 
  • Die Adresse für den Stellplatz (nur zwei Mobile) lautet:  Hallenbad Lindlar, Kölner Straße, Lindlar
  • Die Adresse für :metabolon lautet: Am Berkebach, Lindlar. Einfach von Lindlar Zentrum der Straße nach Engelskirchen folgen. Abzweig ausgeschildert

Highlights

Hier kommen die Highlights, die Euch den Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen:

  • Das LVR-Freilichtmuseum Lindlar ist für Kinder, Familien und Schulklassen ein erlebnisreicher Ausflug. Auf dem schön angelegten Freigelände findet sich außer historischen Gebäuden auch das
  • Schloss Heiligenhoven, früher Teil des Museums, heute leider geschlossen ebenso wie das Schloßrestaurant. Sehenswerter Schloßpark mit Bächen und Schlossteich.
  • :metabolon mit längster Doppelrutsche Deutschlands, das Highlight für alle Familienmitglieder
  • Steinhauerpfad, eine knapp 6 Kilometer lange Rundwanderung zu den aktuellen und historischen Steinbrüchen der Stadt, einfach toll!

Nützliche Weblinks

Hier sind auch wieder einige nützliche Weblinks, die Euch den Aufenthalt und die Planung erheblich erleichtern sollen:

  • Wohnmobilstellplatz Lindlar, leider nur zwei Plätze aber sehr preisgünstig und idealer Weise direkt am Hallenbad gelegen
  • zwei kostenlose Wohnmobilstellplätze "Klause" am Freizeitpark Lindlar mit V/E, Strom und Duschen für 2,00 Euro
  • Jugendherberge Lindlar, meine LOW-Budget Empfehlung.
  • Restaurant "Altes Amtshaus" Am Marktplatz 1 mit Biergarten gediegenen Trauzimmer und Speisezimmer im Obergeschoss und Weinkeller im Gewölbekeller (Probe ab 20,00 Euro p.P. inklusive Imbiß)
  • Hohkeppeler Hof, Laurentiusstraße 29, 51789 mein Hotel-Tipp aus dem ersten Teil
  • :metabolon, ein unvergessliches Erlebnis bringt uns einem bewußteren Umgang mit unserer Umwelt und unseren Abfällen einen großen Schritt näher.


Schloss Heiligenhoven heute leider leerstehend, einst Sitz eines wohlhabenden Grafengeschlechtes
Schloss Heiligenhoven heute leider leerstehend, einst Sitz eines wohlhabenden Grafengeschlechtes

Unterwegs auf dem Steinhauerpfad oberhalb von  Lindlar
Unterwegs auf dem Steinhauerpfad oberhalb von Lindlar

Auf den ersten Blick eine ganz normale Dorfkirche
Auf den ersten Blick eine ganz normale Dorfkirche

Ein abwechslungsreicher und ereignisreicher zweiter Tag in der Bergischen Schweiz steht uns heute bevor. Während wir am Vormittag das LVR-Industriemuseum inklusive des Schloßparkes von Schloß Heiligenhoven erkunden, werden wir uns nach einer herzhaften Mittagspause in einer Restauration unserer Wahl im Zentrum Lindlars auf den Weg machen, den Steinhauer Pfad, einen der Bergischen Streifzüge unter die Füße zu nehmen.

 

Das LVR-Freilichtmuseum ist in einer schönen Parklandschaft untergebracht und führt uns in eine vergangene Welt des Mittelalters und seiner frühen Berufsformen. Es erzählt vom Erwerbsleben und den Lebensbedingungen vergangener Jahrhunderte und gibt uns Einblicke in eine Zeit vor der Industrialsierung. Da die Bildrechte im Museumsbereich nicht geklärt waren gibt es im Blog hier dazu keine Veröffentlichungen, da müßt Ihr schon selbst hinfahren *zwinker*

 

Das Schloß Heiligenhoven blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1363 erstmals urkundlich als Ritterburg erwähnt erfuhr es mehrfach eine Umgestaltung und erlebte die unterschiedlichsten Nutzungen. Zuletzt war es Teil des LVR-Museums, hier war die Verwaltung untergebracht. Die Zukunft ist auch schon geplant, denn künftig wird hier die Limes Schlossklinik Schloss Heiligenhoven entstehen in der Patienten mit stressbedingten Burn-Out-Syndromen und Depressiva Behandlung und Genesung erfahren sollen. 

 

So wie ich den Schlosspark erleben durfte hätte ich ihn sofort in die 1960er Jahren zurück "gebeamt" als Drehort für einen schwarz-weißen Edgar Wallace Krimi mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor und Klaus Kinski.

 

"In der Familie des Grafengeschlechtes derer zu Heiligenhoven wird die Tochter von Unbekannten entführt und der Hausherr erschlagen am Kreuz im Weiher aufgefunden. Sofort ist der wortkarge und verschwiegene Hausdiener (Klaus Kinski) der erste Verdächtige auf der Liste des Kommissars (Fuchsberger), während ihm die schöne Stieftochter (Karin Dor) den Kopf verdreht"  Da ist wohl meine Fantasie aufgrund der frühen Filmerlebnisse mit mir durchgegangen.


Wohl einmalig in NRW: gekreuzigter Jesus im See
Wohl einmalig in NRW: gekreuzigter Jesus im See

Lindlar und der Steinhauerpfad

Steenkühler-Brunnen in Lindlar
Steenkühler-Brunnen in Lindlar

Zurück in der Realität befinden wir uns im alten Zentrum von Lindlar an der katholischen Kirche St. Severin, wo wir die erste Hinweistafel im Kranz der beschnittenen Platanen auf dem Kirchplatz finden. Hier beginnt unsere Rundwanderung auf dem Steinhauerpfad, welcher uns auf 5,6 Kilometern in gut zwei Stunden zu den mittelalterlichen und aktuellen Steinbrüchen führen wird. Dabei erfahren wir etwas über die Geschichte und Bedeutung der Grauwacke als Baustoff damals und heute. Mit Spannung verfolgen wir auf den weiteren Hinweistafeln das Leben und Leiden der Steinhauer und lernen die Bedingungen kennen, unter denen manches Mal geradezu übermenschliche Leistungen erbracht wurden. 

 

Doch sehen wir uns auf dem Platz zunächst einmal genauer um. Da fällt der Kirchturm, der malerisch in den blauen Himmel ragt, ins Auge. Das Baumaterial des Turms ist die besagte Grauwacke, ein sehr hartes und verwitterungsresistentes Gestein mit diesem der Turm bereits im Mittelalter errichtet wurde. Dieses Gestein stammt aus einem tropischen Urmeer welches sich genau hier vor ca.  390 Millionen Jahren befand, als NRW noch auf der südlichen Hälfte des Globus zu finden war.

 

Grauwacke ist also Meeressand und Meeresstrand welcher vor Jahrmillionen durch Kontinentale Verschiebungen aufgetürmt und zusammengepresst wurde. So geschieht es noch heute immer wieder, dass Hobbyarchäologen in den Steinbrüchen versteinerte Pflanzen, Muscheln und Kleinstlebewesen finden.

 

Das ist natürlich auch ein besonderes Abenteuer für unsere Kinder, wenn sie dann mit einem Hämmerchen und einem Eimer ausgerüstet auf Trophäenjagd gehen. Auch eine moderne Schatzsuche auf einer Geocaching Tour ist möglich. So wird die Wanderung zu einem spannenden Event für die ganze Familie. Bei einer Führung durch die Steinbrüche können wir Erfahrungen rund um die mühevolle und harte Arbeit der Steinmetze sammeln.

 

Zwei bergische Streifzüge habe ich hier im Blog bereits beschrieben in meiner Tour Nr. 3, ging ich auf dem Grafen und Mönchsweg  der Namensgebung des Bergischen Landes auf die Spur und bei meiner Tour Nr. 7 nach Bensberg folgten wir dem Bensberger Schlossweg.

 

 


Start und Ziel des Steinhauerpfades: der Kirchplatz in Lindlar
Start und Ziel des Steinhauerpfades: der Kirchplatz in Lindlar

Im Steinbruch
Im Steinbruch

Mit der weißen "8" auf rotem Grund ist der Rundwanderweg unverlaufbar ausgeschildert . Er führt uns in die lieblichen Wälder und Berge rund um Lindlar zu den historischen und noch aktuell betriebenen Steinbrüchen mit faszinierenden Aussichten.

 

Was hier nachgewiesen und gefunden wurde ist eine geologische Sensation: Nach heutigen Erkenntnissen und Forschungen entstand der älteste Wald unserer Erde mit den ältesten baumförmigen Pflanzen in Lindlar! Das belegen die archäologischen Funde, die in den Jahren 2008/2009 in den Lindlaerer Steinbrüchen gefunden wurden. Sie sind ca. 390 Millionen Jahre alt!

 

Der Weg ist ohne technische Anforderungen gut zu gehen. Aufgrund seines teilweise pfadigen Charakters durch die vergessenen Steinbrüche und seiner Steigungen ist er nicht für Kinderwagen geeignet und daher auch nicht barrierefrei.  Bei der Länge der Strecke kann man von einem ausgiebigen Spaziergang sprechen, der aber sehr viele interessante Informationen und Abwechslungen bereit hält. So kommen wir beispielsweise auch an einer Kletterwand des DAV im Steinbruch vorbei, welche öffentlich zugänglich und nutzbar ist. Die unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade können hier erklettert und erlernt werden.

 

Die Touristeninformation Lindlar Touristik (mit ansprechender Webseite)  befindet sich am Marktplatz und hält kostenloses Informationsmaterial bereit. So können wir dank der guten Ausschilderung und der Informationen spontan eine Tour hierhin planen - ohne große Vorbereitungen.

 

Jetzt im Frühjahr war es ein Genuss durch das zarte Grün zu wandern, vorbei an Birken, Buchen, Eichen und Kiefern, durch schönen Mischwald und im Ort blühten die Gärten der Anwohner mit Magnolien und Kirschbäumen. Im Gegensatz dazu steht die harte Arbeit der Steinhauer, die das Überleben sicherstellte, jedoch ganz sicher nicht steinreich machte.  


Wahnsinnsausblicke in 300 Meter Höhe auf der Spitze des :metabolon
Wahnsinnsausblicke in 300 Meter Höhe auf der Spitze des :metabolon

Ausflug zum Innovationsstandort :metabolon

Die längste Doppelrutsche Deutschlands - Rutschpartie auf 110 Meter Länge!
Die längste Doppelrutsche Deutschlands - Rutschpartie auf 110 Meter Länge!

Nach Beendigung der Kurzwanderung blieb mir noch etwas Zeit um einen wirklich interessanten und erlebnisreichen Ort zu besuchen: Es ging zur alten Deponie und damit zum neuen Innovationsstandort :metabolon.

 

Das muss man gesehen haben! Bei Ankunft stehen wir einer riesigen Treppenanlage gegenüber, die Schnurgerade bis auf 300 Meter Höhe zur Spitze des (künstlichen) Berges führt. Das setzt eine gute Konstitution voraus. Nach der Wanderung kostete es mich gute 10 Minuten bis ich endlich oben war. Was für ein Ausblick! 

Die gesamte Bergische Schweiz liegt mir nun zum Abschluß meines zweitägigen Ausfluges zu  Füßen.

 

Ich bin begeistert. Und da ist noch mehr erwähnenswert: ein Bikepark zum Mountainbiking, Crossgolfen, Gleitschirmfliegen, Trampoline, ein "Fliegendes Klassenzimmer", die längste Doppelrutsche Deutschlands und diese fantastischen Aussichten.

 

Dies ist wirklich ein innovativer Lernort für Schüler und Schülerklassen und daher geht mein Appell an alle Pädagogen heute: hier müßt Ihr mal hin mit den Kids in die Jugendherberge Lindlar und einen Bogen schlagen von den Urmeeren bis zur Umweltproblematik unserer heutigen Tage! 

 

Das ganze wird noch abgerundet durch einen Niedrigseil-Klettergarten für die kleinen Abenteurer und ein Bistro am Fuße dieser "Bergischen Pyramide". Ein lohnenswertes Ziel, welches Große und Kleine gleichermaßen begeistern wird.

 

Wer jetzt zum Abschluß gerne noch einen exklusiven Tipp ausprobieren möchte, dem empfehle ich Schloss Georghausen. Eine ehemalige Wasserburg aus dem 15. Jahrhundert, beherbergt seit 1962 einen exklusiven Golfclub, dessen Platz sich durch die Parklandschaften des ehemaligen Schloßparkes windet. Dem schließt sich natürlich ein Restaurant an, in welchem sich in stilvollem Ambiente speisen läßt.


Fazit dieser Tour in die Bergische Schweiz:

Es begann am ersten Tag mit einer abwechslungsreichen Wanderung ab Schloss Ehreshoven, wo ich mit Beginn des ersten Tages die wohl einmalig schöne Magnolienblüte in einem Schlosshof erleben durfte. Weiter ging es auf einem alten Heer- und Handelsweg (von Köln-Leipzig, auch Pilgerweg der Santiago-Pilger)  mit schönen Fernsichten nach Hohkeppel. Bergische Fachwerkromantik mit malerischen Wald- und Wiesenwegen rundeten diese gelungene Wanderung ab.

Am zweiten Tag dieses Ausfluges erlebte ich eine Zeitreise von den Urmeeren und Fossilienfunden der ältesten Wälder unseres Planeten über die Lebensweise der Menschen im Bergischen Land vor der Industrialisierung bis hin zu den Steinbrüchen der Gegenwart. Am Ende der  Tour stand der Innovationstandort Metabolon mit seinen Fernsichten und weiteren Highlights. Im Resümé habe ich auch drei Schlösser gesehen, wenn auch nur von außen, und bin vorzüglich eingekehrt. Dabei habe ich diese Erlebnisse tatsächlich dort erstmalig genossen.

Unweigerlich kam dabei die Frage auf, warum wir diese Region -nur 30-40 Minuten von Köln entfernt - bisher nie aufgesucht haben. 

Falls es Euch ähnlich ergehen sollte, kann ich guten Gewissens nur eines sagen: Fahrt mal hin! Wir haben es schon schön in NRW!

Ich bedanke mich für Euer Interesse und Euren Zuspruch von ganzem Herzen und wünsche Euch viel Spass beim lesen und ausprobieren!

Lasst von Euch hören, ich verabschiede mich mit dem Versprechen schon bald die nächste Tour zu veröffentlichen!


Hier noch einige Eindrücke von dieser Tour:

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Marietta (Dienstag, 01 Mai 2018 09:30)

    Dankeschön,für den Informativen Beitrag �wunderschönen Impressionen
    Gruß aus Bw

  • #2

    Matthias (Dienstag, 01 Mai 2018 09:48)

    #1 Hallo Marietta, vielen lieben Dank für Deinen hinterlassenen Gruß! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich wünsche dir allzeit schöne Touren und erlebnisreiche Tage in NRW, vielleicht bald mal auf einem Kurztrip? Einen herzlichen Gruß nach BW sendet Dir Matthias

  • #3

    Sunny (Dienstag, 01 Mai 2018 19:18)

    Das ist ja toll, mal Geheimtipps aus der Heimat zu bekommen.

    Lieben Dank für den tollen Bericht von
    "umme Ecke", lach.

    Da passt doch wieder die wunderbare Weisheit:
    "Warum in die Ferne schweifen. ...?"

  • #4

    Matthias (Mittwoch, 02 Mai 2018 18:52)

    #3 Hallo Sunny,
    vielen Dank für Deinen Eintrag hier. Ich freue mich absolut über Deine Nachricht, denn genau das soll der Reiseblog für NRW ja sein: Ein Tippgeber für Kurzreisen in der Heimat verbunden mit Fluchten aus dem Alltag. Ich wünsche Dir auch zukünftig schöne Erlebnisse und schaue gerne wieder mal rein. Inzwischen sind es 34 Touren! LG Matthias