Ins alte Herzogtum Gelderland und ins historische Kleve

Europas Grüne Hauptstadt 2018

Nach einer wunderschönen 50. Tour im Blog mit dem Ziel Burgenroute in der  Eifel folgt nun die zweite Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendherbergsverband Rheinland.  "Gut Ding will Weile haben", sagt ein rheinisches Sprichwort. Recht so, denn es wurde eine Kurzreise ganz nach meinem Geschmack. Wir starteten in die Adventszeit zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes nach Kleve und genossen 'alle Wetterlagen', die der erste Advent so zu bieten hatte. Heraus kam auch ein Trip zu Europas Grüner Hauptstadt 2018. Eine spannende Story!


Impressionen von Kleve und Nijmwegen
Impressionen von Kleve und Nijmwegen

Anfahrt

Die Adresse für die Anreise lautet: 

  • Jugendherberge Kleve, St. Annaberg 2, 47533 Kleve 

Die Anfahrt von der Kölner Domplatte zur Zieladresse beträgt 130 Kilometer und dauert ca. 1:30 Stunde.

 

Die Anfahrt kann auch mit der Deutschen Bahn erfolgen. Ab Düsseldorf Hbf mit dem Niersexpress RE 10 bis Bahnhof Kleve sind es 1:26 Stunden-ohne Umsteigen.


Die zweite Zieladresse in Nijmwegen ist (neben mehreren anderen Parkhäusern) das Parkhaus:

  •  Valkhof Park, Kelfkensbos 59, Nijmwegen-nicht für Wohnmobile geeignet.
  • Weiter entlang des Maasufers finden sich etwas außerhalb des Stadtzentrums auch Parkplätze für Wohnmobile, z.B. P 2 "Oude Stad"

Extra-Tip:

  • Schloss Moyland, hier trafen sich Friedrich der Große und Voltaire, schön restauriertes Schloß mit Park, heute Museum und angrenzender Wohnmobilstellplatz: Adresse Am Schloß 4, 47551 Bedburg -Hau, Distanz von der Schwanenburg in Kleve zum Schloß 9,21 Kilometer, auch ideal als kleine Fahrradtour.

Highlights

Hier kommen die Highlights dieser Kurzreise, die für unvergessliche Erlebnisse sorgen werden:

  • Die Schwanenburg, Ort der Legende um den Ritter Lohengrin und Elsa von Brabant: Kleves Wahrzeichen, Turmbesteigung mit Museum inklusive 
  • Das Museum der Zeitgenössischen Kunst im Kurhaus Kleve, jeden ersten Sonntag im Monat Eintritt frei
  • Die Kirche St. Maria Himmelfahrt, Grablege der Herzöge von Kleve 
  • Der Tiergarten, hier wird im Advent der Weihnachtsmarkt erstellt mit Live Bühne und romantischer Beleuchtung
  • Die Park-und Gartenanlagen des Johann Moritz von Nassau-Siegen in Kleve (1647-1679), einmaliges Zeugnis barocker Gartenkunst zwischen Rhein und Maas
  • Nijmwegen, die älteste Stadt Hollands, und in 2018 Europas grüne Hauptstadt
  • Wochenmarkt und Shopping in Nijmwegen, immer Samstags und zu jeder Jahreszeit eine Reise wert!
  • In historischen Mauern: Nijmwegens Brauhaus 'de Hemel', sehr empfehlenswert
  • Kranenburg, eine mittelalterliche Stadt zwischen Kleve und Nijmwegen

Nützliche Weblinks

Hier kommen die üblichen weblinks, die Euch bei der Planung der Reise eine Erleichterung bieten können:



Einkaufsbummel in Nijmwegen
Einkaufsbummel in Nijmwegen

Ankunft in Kleve, Besuch in Kranenburg und Nijmwegen

Kirchenportal in Kranenburg
Kirchenportal in Kranenburg

Das Wetter im Dezember 2018 war nicht winterlich kalt und dennoch an manchen Tagen ziemlich ungemütlich. Da mag mancher lieber auf dem heimischen Sofa den Tag verbracht haben. Doch was ihm da entgangen ist, das könnt Ihr nun in dieser kurzen Reisegeschichte über ein Wochenende in Kleve und Umgebung erfahren.

 

Dank der Zusammenarbeit mit dem DJH Rheinland verschlug es mich nach mehreren Optionen Anfang Dezember nach Kleve. Mehrere Optionen? Ja durchaus, denn auch zur Adventszeit sind viele Jugendherbergen restlos ausgebucht und keine Zimmer mehr zu bekommen, beispielsweise in Monschau oder Aachen - da muss man 'ganz schön auf  Zack sein', wie wir Rheinländer sagen, wenn man noch ein Zimmer bekommen will.

"Okay", dachte ich bei mir, "das hast Du schon lange für diesen Reiseblog geplant, schließlich soll es ein würdiger Artikel für die Geburtsstadt meines Vaters werden. Aber musste das jetzt im Dezember sein? Ich meine ausgerechnet Dezember? Was kann man da schon unternehmen? Gärten ja, aber die sind im Winterschlaf. Wandern geht, aber doch nicht bei Schneeregen! Radfahren? Mit Schal und Mütze-nein besser ab Frühling. Böötchen-Touren auf dem Kermisdahl, ideal für Familien, aber nicht im Winter! Na, das kann ja heiter werden!" so prasselten die Gedanken aus mir heraus und ich war befangen. Ob es mir wohl gelingen würde einen spannenden Artikel zustande zu kriegen? Ich war plötzlich zum ersten Mal unsicher. Doch dann packte mich die Zuversicht: "Eine Auszeit vom Alltag ist immer schön! Egal wann, denn sie bietet Neues, Schönes und Spannendes - und das abseits des Trubels der Massenströme, da wird sich ganz sicher etwas finden! "

Also los, Tasche gepackt und rein ins Auto. Nach einer guten Stunde Fahrt rollten wir auf den Parkplatz der Jugendherberge in Kleve und fanden uns in einer anderen Welt wieder. Über mein Mobiltelefon erreichte mich die whatsapp -Nachricht eines Freundes: " An alle die jetzt wie verrückt putzen: An Weihnachten kommt das Christkind-nicht das Gesundheitsamt"  Ein Schmunzeln zog über mein Gesicht. Da bin ich hier wohl genau richtig: Ein Aufenthalt in einer Jugendherberge- zum ersten Advent, hatte ich noch nie im Leben so erlebt. Das Haus empfängt uns festlich geschmückt mit Tannenzweigen, Fensterbildern, Lichterketten und einem großen Adventskranz im Frühstücksraum.


Sonnenaufgang in der Jugendherberge Kleve
Sonnenaufgang in der Jugendherberge Kleve

Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Kranenburg
Wallfahrtskirche zum wundertätigen Kreuz: St. Peter und Paul in Kranenburg

Frau Jansen, die Leiterin der Jugendherberge in Kleve, bereitete uns einen freundlichen Empfang und wies uns unser Zimmer mit Duschbad im zweiten OG zu. "Sauber und gepflegt" ist mein erster Gedanke und "ein großes Bad, allein für uns!" Das kenne ich aus meinen Kindheitstagen noch anders - mit Gemeinschaftswaschräumen auf dem Flur beispielsweise.

 

Am Infoschalter, der Rezeption des Hauses liegen diverse Flyer und touristische Informationen zu Kleve und Umgebung aus, die aktuellen Tageszeitungen zum Lesen für die Gäste mit Sitzgelegenheiten und Kaffeeautomat, vis-a-vis ein Aufenthaltsraum mit Fernseher. Weitere Getränke, von Wasser über Apfelschorle bis Cola, Bier und Wein bekommen wir auf Nachfrage an der Rezeption bis 22:00 Uhr.

 

Am heutigen Freitag  Abend, dem 30.11.2018 eröffnet der Klever Weihnachtsmarkt im Tiergarten mit Kapelle, Weihnachtsliedern und Live-Musik zum Glühwein. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen!

Wir finden einen kostenlosen Parkplatz (zum Laufen ist es ein wenig zu weit) und geniessen es hier zu sein. Es ist trocken geblieben, das Wetter meint es gut mit uns. Wir genießen die vorweihnachtliche Stimmung bei Holzbuden rund um einen großen illuminiertem Schwan-das Wappentier von Kleve inmitten der beleuchteten Wiesenflächen im Tiergarten. Nicht sehr groß ist dieser Weihnachtsmarkt, dafür aber auch nicht überlaufen.

 

Am Mittwoch der darauf folgenden Woche eröffnet einer der schönsten Weihnachtsmärkte am Niederrhein auf Schloß Moyland. Wer diesen noch nicht besucht hat, sollte sich den Tipp für die kommenden Jahre merken, denn es lohnt sich.

 

Mit den ersten schönen Eindrücken krabbeln wir in die Betten, denn für Samstag steht unser Programm schon fest. 

Frisch und ausgeschlafen begrüßt uns der neue Tag mit einem wunderschönen winterlichen Sonnenaufgang und frischen Brötchen zum Kaffee. Wir sind positiv überrascht, denn die Wettervorhersage hatte vor Tagen noch ganz andere Prognosen vorher gesagt. 

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los nach Kranenburg, einer mittelalterlichen Stadt in Richtung Nijmwegen/Holland.

Altstadtwinkel in Nijmwegen
Altstadtwinkel in Nijmwegen

In Kranenburg befindet sich auch ein großer Wohnmobilstellplatz auf einem Wiesengelände an der Umgehungsstraße inklusive Strom und Wasser ab 4,00 Euro pro Nacht, in Zentrumsnähe.

 

Kranenburg, ist der nordwestlichste Ort Deutschlands. Bereits 1227 gründete Graf Dietrich VI. von Kleve zum Schutz seiner Siedlung längs der Straße von Kleve nach Nijmwegen eine Burg. Im Jahre 1294 erhielt Kranenburg Stadtrechte und wurde erstmals urkundlich erwähnt. Nach den Kranichen im Wappen der Stadt wurde Kranenburg benannt. Die Stadt zählt zu den ältesten Kreuzwallfahrtsorten Europas. Der Legende nach wurde bei Baumfällarbeiten im Reichswald im Jahre 1308 ein "wundertätiges" Kreuz gefunden, welches den Pilgerstrom nach Kranenburg auslöste und den Neubau der Kirche im 14. Jahrhundert stark vorantrieb.

Nach Kriegszerstörungen im zweiten Weltkrieg zeigt sich die Wallfahrtskirche heute dem Besucher als eine der schönsten und buntesten, spätgotischen Hallenkirchen am Niederhein wieder im alten Glanz.

 

Weitere Sehenswürdigkeiten in Kranenburg sind die mittelalterlichen Wohnhäuser, die sich in den Schutz der alten Stadtmauer schmiegen und der Mühlenturm als Teil der alten Stadtbefestigung. Auf dessen Turmspitze erblicken wir einen Kranich, das Wahrzeichen der Stadt. Der Mühlenturm wurde um 1500 Stadtmühle, heute ist hier ein Heimatmuseum untergebracht. Entlang der alten Wallgraben und Stadtmauern läßt sich ein entspannter Spaziergang tätigen.

 

Zurück am Parkplatz fahren wir weiter nach Nijmwegen, die älteste Stadt der Niederlande. Hier kann man den Atem der Geschichte spüren, denn einerseits war diese Stadt im Hochmittelalter Regierungssitz der Herzöge des Herzogtums Gelderland, andererseits auch Kriegsschauplatz schlimmer Gefechte im Zweiten Weltkrieg. Die Region zwischen Rhein und Maas war, wegen der Brücken und den über sie führenden Truppentransporten von Freund und Feind ein stark umkämpftes Gebiet. Durch Bomberangriffe der Alliierten Verbände unter Führung der Royal Airforce und der US-Streitkräfte erlitten die Städte Nijmwegen, Arnheim und Kleve starke Zerstörungen. Davon erzählt das Bunkermuseum im Valkhofbunker am Valkhofpark, welches erst 2016 eröffnet wurde. Weiter zurück bis zu den Römern reicht die eindrucksvolle Ausstellung im Museum 'Het Valkhof',  ebenfalls am Valkhofpark gelegen.


De Waagh - die alte Stadtwaage aus dem 17. Jahrhundert, das imposanteste Gebäude am 'Grote Markt'
De Waagh - die alte Stadtwaage aus dem 17. Jahrhundert, das imposanteste Gebäude am 'Grote Markt'

Einkehr im schönen Brauhaus Hemel in Nijmwegen
Einkehr im schönen Brauhaus Hemel in Nijmwegen

Wir laufen vom Park in Richtung Altstadt und sind sofort begeistert vom niederländischen Flair und der Tatsache hier eine verkehrsberuhigte Fußgängerzone vorzufinden. Kein Verkehrslärm, dafür geschäftiges Treiben auf dem Wochenmarkt, der jeden Samstag stattfindet. Ein Erlebnis für Augen, Ohren und Gaumen. Mit den Ausrufen 'lekker, lekker, lekker' zieht uns der Fischstand auf dem Großen Markt in seinen Bann. Natürlich müssen wir frischen Kibbeling mit Knoblauchsoße verkosten. Kaum ist das getan, geht es zwei Stände gleich weiter: eine bestimmt sechs Meter lange Auslage nur mit Nüssen und Knabbereien, ergänzt um den Duft frisch gebrannter Mandeln - erneut muss Geld gegen Ware getauscht werden. Kaum eingepackt sehen wir an einem Geschäft gegenüber ein großes Schaufenster vor dem die Menschen Schlange stehen. Was gibt es dort denn nun schon wieder? 

Oh klar, wir sind in Holland:  ein Käsefachgeschäft in den Auslagen gestapelte Käselaiber hinter der Theke bedienen vier freundliche Mädels und der Chef die Kunden und lassen uns probieren. Und wieder wechselt das Geld gegen Naturalien seinen Besitzer. Weit gekommen sind wir noch nicht, aber wir lassen uns von diesen Genüssen gerne verführen, frei von Glühwein und Reibekuchen - es ist einfach anders hier. Man merkt, dass es Wochenende ist, denn obwohl hier geschäftiges Treiben herrscht ist kein Mensch ungeduldig, genervt oder unfreundlich. Im Gegenteil es macht sich holländische Gelassenheit breit. Das ist wohltuend ansteckend.

 

In den Fußgängerzonen finden wir Einzelhandelsgeschäfte unterschiedlichster Ausprägung, wo sich in deutschen Innenstädten fast identische Bilder mit Filialen der großen Handelsketten finden, stolpern wir in ein sehr stylisches Bekleidungsgeschäft und merken erst auf den zweiten Blick, dass es sich um einen second-hand Laden handelt. "Nehmen wir das Kleid, oder die Lederjacke? So günstig kommen wir da nicht wieder dran!" Doch auch der nächste Laden lockt zum Weihnachtsschlußverkauf mit 'Korting 40%' und 'SALE'.

Die Entscheidung fällt schwer und so merken wir erst an der Tatsache dass wir durstig geworden sind, dass schon Stunden vergangen sein müssen. "Das liegt bestimmt am Fisch," konstatiere ich und weiß sofort die Lösung: "der muss jetzt wieder schwimmen."

Was  wäre da naheliegender, als der schönen Stadtbrauerei hinter der  Stevenskerk einen Besuch abzustatten? Aufwärmen in gemütlichem Ambiente, die Füße freut es  und das Bier schmeckt!

Kleve: Schwanenburg, Barocke Gärten und Museen

Werbung! Vorzügliches Abendessen mit Sushi und Ente im Fukushima, Kleve
Werbung! Vorzügliches Abendessen mit Sushi und Ente im Fukushima, Kleve

Den wunderschönen Ausflug nach Nijmwegen beschlossen wir mit dem obligatorischen Besuch der Stevenskerk. Diese gotische Hallenkirche zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Der Eintritt ist zu den Öffnungszeiten frei und wer Glück hat, darf hier als Höhepunkt ein Orgelkonzert in fantastischer Akustik erleben. Wir hatten leider nicht das Glück, aber der Besuch war auch so beeindruckend. Ein Videomonitor in der Kirche zeigt einen Film zur Historie, die monumentalen Grabplatten der Herzöge sind Kunstwerke hochmittelalterlicher Grabplastik. 

 

Da die Wintertage kurz sind, waren wir bereits gegen 18:00 Uhr zurück in Kleve und ergatterten einen Tisch für zwei in dem sehr gut besuchten japanischen Restaurant Fujiyama. Die Empfehlung der Jugendherbergsmitarbeiterin hatte uns hierhin gelockt, denn nicht nur das Sushi ist wirklich erstklassig sondern auch die warmen Speisen lassen keine Wünsche offen. Es hat uns sehr gut gefallen-vielen Dank für diese kulinarische Empfehlung.

 

1. Adventssonntag: Der Tag beginnt mit Regen. Der klatscht mit fiesem kalten Wind an die Fensterscheiben und ich weiß es schon vor dem Frühstück: die Wettervorhersage hat sich nur etwas verspätet. Dauerregen steht für den Tag fest, was kommt also in Frage? Erstmal lecker Frühstücken! Am Adventskranz im Frühstücksraum brennt die erste Kerze, es gibt Eier zum Frühstück, frische Brötchen und eine gute Auswahl. an Tees, Kaffee heißem und kaltem Kakao und noch vielem mehr. Da lassen wir uns heute Zeit, denn am Sonntag sind die Frühstückszeiten in der Jugendherberge eine Stunde länger.

 

Frisch gestärkt verabschieden wir uns von Frau Jansen und dem Küchenpersonal, mit dem Versprechen uns zu melden, sobald die Geschichte geschrieben ist. Bei 'Schietwetter' stehen heute erstmal zwei Dinge auf dem Programm: Besichtigung der Schwanenburg und des Museums im Turm, sowie ein Gang durch die Probsteikirche Maria Himmelfahrt, vorbei am Mahnmal des gefallenen Soldaten von Ewald Mataré. Das grundlegende Neue an diesem bildhauerischen Meisterwerk ist: der Soldat steht nicht heldenhaft auf einem Sockel (wie sonst üblich), sondern er liegt vor dem Betrachter als gefallener Soldat, ohne schützenden Helm, der ihm im Zeitpunkt seines Todes keinen Schutz mehr bieten kann. Dieses Mahnmal hat eine spannende Geschichte. Der Künstler Ewald Mataré gilt heute als Wegbereiter der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts und sein Mahnmal des gefallenen Soldaten erinnert an die Schrecken des Ersten Weltkrieges. Den Getreuen der Nazidiktatur war solch ein Mahnmal natürlich ein Dorn im Auge und passte nicht zu deren Leitbildern von Herrenvolk und Herrenrasse mit einer Blut- und Boden Ideologie. Was passierte? 


Ewald Mataré: Mahnmal des gefallenen Soldaten
Ewald Mataré: Mahnmal des gefallenen Soldaten

Schwanenturm der Schwanenburg
Schwanenturm der Schwanenburg

Schlicht und ergreifend wurden die Kunstwerke Matarés der sogenannten "entarteten Kunst" zugeordnet und das Mahnmal in einer Nacht- und Nebelaktion 1938 von den Nationalsozialisten zerstört und an unbekanntem Ort vergraben. Erst im Jahre 1975 konnte durch Zufall bei Grabungen das Kunstwerk wieder gefunden werden. Es gelang die Restauration und so konnte es 1980 wieder aufgestellt werden. Heute ist es Mahnmal gegen den Wahnsinn des Krieges und gegen Unrecht und Gewalt.

 

Die Konsequenzen  der Gewaltherrschaft trafen Kleve am 07. Oktober 1944 mit voller Härte. Nach der Einnahme von Arnheim wurde ein Fliegerangriff auf Kleve geplant. Meine Großmutter, die unerlaubter Weise "Feindsender" hörte ( so hieß es damals), wurde durch die Nachrichten des BBC gewarnt und ergriff mit ihren zwei Söhnen die Flucht in Richtung Ruhrgebiet. Gerade noch rechtzeitig, denn am nächsten Tag bereits fiel auch ihr Haus dem Bombardement zum Opfer. 80 Prozent der Stadt wurden bei dem Fliegerangriff zerstört. Die Stadt wurde nicht evakuiert. Die Folgen waren verheerend: Ca. 400 Bürger der Stadt verloren an jenem 07.10.1944 ihr Leben, insgesamt über 2000 in den letzten Kriegsmonaten. Wäre meine Großmutter mit ihren Söhnen nicht geflohen, würde es mich nicht geben. Die Soldaten und Bürger der Stadt Kleve sind in der Kriegsgräberstätte in der Donsbrüggener Heide bestattet.

 

Nach dem Krieg ging es stetig aufwärts. Insbesondere die Wahrzeichen der Stadt, die Schwanenburg, die von einem abgeschossenen Bomber getroffen wurde, wurde zusammen mit der Kirche Maria Himmelfahrt wieder aufgebaut. Heute können wir nur noch durch die Bilddokumente jener Zeit einen Eindruck davon gewinnen, welch schlimme Zerstörungen es gab, denn die Zeitzeugen, die davon erzählen könnten versterben alle nach und nach. Am alten Markt finden wir auch das Bodendenkmal der alten Synagoge, die in der Reichsprogromnacht  (Audiolink zum Zeitzeichen) zerstört wurde.  


Rückseitiger Aufkleber auf jedem Deutschen Volksempfänger (damaliges Radio), Bildquelle Wikipedia
Rückseitiger Aufkleber auf jedem Deutschen Volksempfänger (damaliges Radio), Bildquelle Wikipedia

Erhalten blieben jedoch vor allem die barocken Gartenanlagen des 17. Jahrhunderts, die zweifelsohne zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt zählen. Besonders zur wärmeren Jahreszeit ist es ein Genuss durch den barocken Park zu wandeln und dem alten Kurhaus einen Besuch abzustatten. Genau aus diesem Grunde werden wir deshalb auch im Sommer wiederkommen und uns diese Gärten anschauen, wenn sie wieder in Ihrer grünen Pracht zu sehen sind. Der Blogartikel dazu folgt, versprochen! Kurzzeitig war die Stadt der Herzöge zu Kleve auch Kurstadt,nachdem man eine Quelle mit Heilwasser entdeckte. Heute befindet sich im ehemaligen Kurhaus das Museum der zeitgenössischen Kunst und hier begegnen wir auch wieder einigen Kunstwerken und Skulpturen  Ewald Matarés und seines Schülers Josef Beuys.


Prinz Moritz Kanal im Winter
Prinz Moritz Kanal im Winter

Schwanenbrunnen in der Altstadt
Schwanenbrunnen in der Altstadt

Eiserner Mann und Amphitheater  mit Blick auf den Obelisken
Eiserner Mann und Amphitheater mit Blick auf den Obelisken

Fazit dieses Winter-Wochenendes in der  Jugendherberge von Kleve:

Wenn der Wunsch nach Mitteilung über schöne Erlebnisse kein Ende nehmen will, dann kann man daraus zwei Dinge schließen:

1. Eine spätere Wiederholung in einer schöneren Jahreszeit ist höchst wahrscheinlich.

2. Es muss zu einem späteren Zeitpunkt einen zweiten Bericht in diesem Blog aus dieser Region geben, denn alles in einen zu packen sprengt den Rahmen!

Eins ist klar:  Wenn Ihr diese Melange aus holländischer  Gelassenheit und niederrheinischer Gemütlichkeit einmal ausprobieren wollt, dann seid Ihr hier  genau richtig - und zwar zu jeder Jahreszeit! Kulturgenuss in spannenden Museen, außergewöhnlich schöne Kirchen, spannende Geschichte, Legenden und Geschichten, faszinierende Natur gewürzt mit Parks, Gärten, Burgen und Schlössern. Herz, was brauchst Du mehr, um einen schönen Tag (oder mehrere) zu erleben?

Kulinarische Highlights wären nicht schlecht?

Damit kann hier gedient werden, egal ob in Kleve oder in Nijmwegen, wenn am Samstag Markt gehalten wird. Schmackhafte Appetizer, leckerer Käse, Knabbereien, Nüsse in orientalischen Gewürzen, diverse leckere Biere im Brauhaus, gemütliches Ambiente und gute Restaurants. Dazu muss man nicht weit fahren, das verspreche ich Euch. Lediglich eines muss man tun: sich auf den Weg machen.

 

Ich bedanke mich mit dieser letzten Tour für 2018 bei allen Lesern, denen ich hoffentlich mit meinen Reisegeschichten eine Freude bereiten konnte und die durch das Ausprobieren mindestens so schöne Tage hatten, wie ich sie erleben durfte. Da bleibt mir abschließend nur noch "Danke" zu sagen mit der Gewissheit, dass auch in 2019, dem dann beginnenden dritten Jahr dieses digitalen Tourguides, weitere spannende Reisetipps folgen werden. Mir gehen die Ideen da noch lange nicht aus *zwinker* 

Ich wünsche allen Bloglesern einen guten Rutsch in das neue Jahr, vor allem viel Erfolg, Gesundheit, Liebe , Glück und schöne Erlebnisse in 2019! Herzliche Grüße sendet Euch Matthias


Jetzt sind die Reisetipps auch als Buch, oder E-Book erhältlich:


Hier noch einige Eindrücke von meiner Tour (Bilder per Klick vergrößerbar):


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Der Besuch des archäologischen Parks Xanten ist etwas ganz Besonderes! Im Park wird die Antike wieder lebendig und ein "Muss" für jeden Besucher ist das neue spektakuläre Römermuseum im Park - Eintritt inbegriffen und barrierefrei!

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Romantisches Wesel? - Romantisches Wesel! Eine Mystery-Tour zu den vergessenen Orten Wesels - oder was von dieser einst so stolzen Hansestadt nach dem Zweiten Weltkrieg übrig blieb. Da kann man nur staunen -komm mit nach Wesel!



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Kommentare: 2
  • #1

    Brigitta Mies (Freitag, 24 Februar 2023 14:47)

    Ich habe als Kind in Till-Moyland gewohnt. Wir sind durch den Draht über die Brücke in die Ruine des Schlosses geschlüpft und haben dort noch die wunderschönen, alten, bemalten Ledertapeten gesehen. Die sind leider später vor der Restaurierung gestohlen worden.
    Ebenso kann ich mich daran erinnern, dass die Bewohner aus Huisberden bei Hochwasser mit dem Boot in Till am Deich anlegten. Der Sommerdeich ist nämlich erst Anfang der 60ziger erstellt worden.

  • #2

    Matthias Berns (Freitag, 24 Februar 2023 20:50)

    Liebe Brigitta Mies,
    vielen herzlichen Dank für Deine bemerkenswerte Anekdote zu der Schlossgeschichte von Moyland. Das ist ja klasse! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Solche Erinnerungen sind so wertvoll, denn sie nehmen uns mit auf eine persönliche Zeitreise. Danke dafür, herzlichen Gruß Matthias Berns (Verfasser)