Die 3-Flüsse-Route in der Region Lippe-Issel-Niederrhein

Den Fahrtwind im Gesicht - unsere erste E-Bike-Tour

Endlich Sommerferien! Da möchte man  am liebsten sofort die Koffer packen und losfahren. Doch in 2020 ist erstmalig in unserem Leben etwas anders als in all den Jahren zuvor, etwas, was wir bis dato noch nie erlebten.

Eine Pandemie bestimmt auf ungewisse Zeit die Verhaltensregeln der gesamten Bevölkerung und verunsichert viele Menschen. Da steht Heimaturlaub  zu Recht wieder ganz hoch im Kurs. 

Auf der 3-Flüsse-Route gibt es erfreulich viel zu sehen, zu erleben und zu entdecken, ein guter Grund also diese auszuprobieren und die Alltagssorgen hinter sich zu lassen.  Mein Versprechen: es lohnt sich. Kommt mit!


Marktplatz Wesel im Juli 2020
Marktplatz Wesel im Juli 2020

Anfahrt

Die Anfahrt mit dem PKW ab Kölner Dom beträgt 106 Kilometer und dauert ca. 1:13 Stunde. Die Zieladresse für die Navigation ist die Adresse des Fahrradverleihs Fondermann auf dem 

  • Hessenweg 7, 46485 Wesel

Zweite Zieladresse ist der Startpunkt der Tour am großen Markt in Wesel.

  • Sehr günstiges Parkhaus am Großen Markt in Wesel, Tageskarte (ohne Gewähr, Stand 07.2020: 4,00 Euro)

Problemlose Anreise mit der Deutschen Bahn bis Bahnhof Wesel, ab dort zu Fuss bis zur Zitadelle ca.  800 Meter. Hier der link zur VRR-Fahrplanauskunft.

Highlights

Hier kommen die Highlights der heutigen Tour im Kurzüberblick, die wieder für einen unvergesslichen Tag sorgen werden:

  • Die 3-Flüsse-Route, unser Tageshighlight
  • Wesel, Willibrordkirche, auferstanden aus Ruinen, Eintritt frei
  • Wesel, LVR-Niederrheinmuseum in der alten Zitadelle, ermäßigter Eintritt wegen Corona (zeitlich befristet)
  • Kasematten, ehemaliges Gefängnis der 11 Schilloffiziere, Eintritt frei
  • Schilldenkmal in den Lippeauen, errichtet von Karl Friedrich Schinkel
  • Konrad Duden Haus, heute Hotel Restaurant
  • Tenderingsee, Badesee mit Strand und Beach Bar
  • Haus Voerde mit schönem Garten
  • Dudel Bude in Krudenburg
  • Schloß Gartrop, Schlosshotel mit neuem Besitzer, Besichtigung derzeit leider nur von außen möglich, obwohl die Homepage sich anders darstellt.

Nützliche Weblinks

Hier habe ich Euch mal einige weblinks zusammengestellt, die bei der Planung der Tour gute Dienste leisten können:



Weseler Markt im 16. Jahrhundert, eigene Aufnahme mit freundlicher Genehmigung des LVR-Niederrheinmuseums
Weseler Markt im 16. Jahrhundert, eigene Aufnahme mit freundlicher Genehmigung des LVR-Niederrheinmuseums

Kurze Charakteristik der Fahrradtour

Das alte Rathaus in Wesel, Stolz der Weseler Bürger, Wieder errichtet 2007 nach schwerer Kriegszerstörung im 2. Weltkrieg
Das alte Rathaus in Wesel, Stolz der Weseler Bürger, Wieder errichtet 2007 nach schwerer Kriegszerstörung im 2. Weltkrieg

Im Sommer 2019 erfuhren wir bereits den nördlichen Teil der 3-Flüsse-Route und ich verfasste für Euch zwei Erlebnisberichte und Tourenbeschreibungen darüber. Die logische Konsequenz aus diesen fantastischen Urlaubserfahrungen ist nun eine erneute Kooperation mit dem Regionalmanagement der Leader-Region Lippe-Issel-Niederrhein. Dies ist eine Fördermaßnahme der Europäischen Union zur Stärkung und Unterstützung des Tourismus im ländlichen Raum.

 

Was erwartet uns also heute? Die neue Tour wird uns durch die südöstliche Hälfte der 3-Flüsse-Route führen. Startpunkt ist in Wesel. Von dort geht es nach diversen Besichtigungen los in südlicher Richtung über Götterswickerhamm  in den Rotbacher Forst, ein schönes Waldgebiet. Wir erreichen bei Voerde das alte Wasserschloss Haus Voerde  mit seinem Garten nach barockem Vorbild (hier findet in der Adventszeit ein schöner Weihnachtsmarkt statt). Von dort gelangen wir alsbald zum Tenderingsee mit sehr schönem Strandbad und großflächigen Liegewiesen zum relaxen und chillen - Badesachen nicht vergessen! Leider war bei unserem Besuch keine Zeit zum Baden und das Wetter war auch nicht das Beste, aber der Sommer kommt ja erst noch. Weiter führt uns unsere Route von Knotenpunkt zu Knotenpunkt (eine Hilfe bei der Orientierung während der Fahrt) nach Krudenburg. Dort machen wir Rast in der Dudel Bude und nach erfolgreicher Stärkung fahren wir durch schöne Wälder über Schloß Gartrop nach Schermbeck, wo wir im Haus Mühlenbrock nach 60 gefahrenen Kilometern die Räder in die Scheune schieben und uns so richtig verwöhnen lassen. Die Tour ist ohne nennenswerte Steigungen als familienfreundliche Tour einzustufen, auf weitestgehend verkehrsfreien landwirtschaftlichen Wegen und Bundesstraßen begleitenden Radwegen geht es abwechslungsreich durch Wald und Flur vorbei an vielen historischen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, die auch am zweiten Tag so manche Überraschung für uns bereithalten wird. 

 

Es ist genau 09:30 Uhr als wir bei der freundlichen Familie Fondermann in Wesel unsere E-Bikes in Empfang nehmen dürfen. Zwei solide Gazelle Räder, deren Akkukapazitäten für mehr als 70 Kilometer reichen. Nach kurzer Einstellung und Einweisung geht es auch schon los. Bisher besitzen wir nur handelsübliche Tourenbikes zu Hause, da aber an den kommenden zwei Tagen ca 115 Kilometer zurück gelegt werden und wir nicht durchtrainierte Sportler sind, werden wir die Unterstützung der Pedelecs noch zu schätzen lernen.


Geschichte hautnah erleben in Wesel

Das was vom Dom 1945 noch übrigblieb wurde originalgetreu wieder aufgebaut - eine beachtliche Leistung der Weseler Bürger (Bildquelle Dom)
Das was vom Dom 1945 noch übrigblieb wurde originalgetreu wieder aufgebaut - eine beachtliche Leistung der Weseler Bürger (Bildquelle Dom)

Der Wiederaufbau mit den Stilelementen der Gotik ist gelungen: Willibrord Dom im Juli 2020
Der Wiederaufbau mit den Stilelementen der Gotik ist gelungen: Willibrord Dom im Juli 2020

Im Willibrord Dom
Im Willibrord Dom

Startpunkt der heutigen Tour ist der Große Markt in Wesel. Direkt neben dem alten Rathaus befindet sich die Stadtinformation, wo wir uns mit kostenlosen Informationen versorgen können. Erstes Highlight des Tages ist natürlich der Willibrord-Dom. Die Kirche in der wir heute wieder stehen dürfen wurde in den Jahren 1424-1540 als fünfschiffige gotische Basilika auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem 8. Jahrhundert, welcher dem Kloster Echternach unterstand, erbaut. Sie zählt zusammen mit dem Xantener Dom St. Viktor zu den bedeutendsten spätgotischen Bauwerken am Niederrhein. Im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört, wurde der Dom ab 1947-1994 wieder aufgebaut, im Inneren werden Exponate und Ausstellungen aus diesen Jahren gezeigt. Ganz spannend finde ich die Geschichte vom Bibelklau, die ich im Anhang mit vergrößerbaren Bildern gerne mit Euch teile.

 

Der Name Willibrord (* 658 in Northumbria, England) ist mir aus früheren Wandererlebnissen in der Luxemburger Schweiz noch in guter Erinnerung, denn in dem Städtchen Echternach, der ältesten Stadt Luxemburgs lebte und lehrte der Friesenheilige in der Zeit ab 697/698 und verstarb auch dort in der Nacht vom 07. auf den 08. November 739. Sein Grab wurde fortan zur Pilgerstätte, war er doch zusammen mit 11 Gefährten, darunter Suitbert, aus England kommend losgezogen um die abergläubischen  Germanen zu missionieren und christianisieren. Daher wird er auch oftmals als Apostel der Friesen bezeichnet. Der heilige Suitbert kam bis Düsseldorf Kaiserswerth, wo er missionierte und bis zum heutigen Tag seine Gebeine im Suitbert-Schrein ruhen, einer frühmittelalterlichen Goldschmiedearbeit ersten Ranges. 

 

Vom Dom geht es in wenigen Minuten hinüber zur Zitadelle und hinein in das absolut lohnenswerte Niederrheinmuseum. In Coronazeiten haben die Museen wahlweise den Eintrittspreis reduziert, oder sind mancherorts sogar kostenlos - na ja, etwas Gutes muss die Pandemie ja an sich haben. Wir freuen uns gesund und munter zu sein und schauen uns die aktuelle Ausstellung gespannt an, die uns zu Beginn mit einem begehbaren 360 Grad Panorama in die Blütezeit der Hansestadt Wesel entführt. Ich bin begeistert!

Im Untergeschoss können noch ergänzende Kurzfilme zu den einzelnen Charakteren, die das Leben in der Stadt prägten, zu jeder vollen Stunde angesehen werden, bevor es uns durch eine spannende Zeitreise der Stadtgeschichte in die Ausstellung zieht. Von den Folgen des niederländisch-spanischen Krieges wird erzählt, von Hexenverfolgung und bedeutenden Büchern und Handschriften. Der Tuchhandel mit den Oraniern, die Besetzungszeit durch Napoleon Bonaparte und die Hinrichtung der 11 Schill`schen Offiziere u.v.m.

 


In den Kasematten der Zitadelle hängt im ehemaligen Gefängnis der 11 Offiziere ein Ölgemälde, welches deren Hinrichtung in den Lippeauen zeigt
In den Kasematten der Zitadelle hängt im ehemaligen Gefängnis der 11 Offiziere ein Ölgemälde, welches deren Hinrichtung in den Lippeauen zeigt

Tinthof: es gibt eine Milchtankstelle, Trinkjoghurt, Buttermilch und einiges mehr im SB Raum
Tinthof: es gibt eine Milchtankstelle, Trinkjoghurt, Buttermilch und einiges mehr im SB Raum

So vergehen mit der Besichtigung der Ausstellung, der Kasematten und des Doms ganz schnell zwei Stunden bevor wir erst einmal los kommen. Um 19:30 Uhr, so die Planung, wollen wir im Hotel einchecken. 09:30-19:30 Uhr sind 10 Stunden von denen nun zwei vergangen sind. Um 15:30 Uhr haben wir einen anstehenden Pressetermin mit dem Touristikern und Herrn Dirk Buschmann, dem Bürgermeister von Hünxe. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gut 20 Stundenkilometern müssen wir für die Gesamtstrecke rund 3 1/2 Stunden-4 Stunden reine Fahrtzeit bis zum Tagesziel  einkalkulieren. 

 

Schnell wird uns klar, dass wir alle Sehenswürdigkeiten der Tour nicht in Ruhe ansehen können und entschließen uns angesichts der Wetterlage mit starker Bewölkung und angenehmen 20 Grad auf einen Badestop zu verzichten.  Los geht es ab der Zitadelle, wo wir auf der stadtauswärts führenden Straße nach Südosten auch gleich auf die Beschilderung der 3-Flüsse-Route stoßen. Wir umfahren den Weseler Hafen hinein in die Lippeauen und gelangen so zur Ortschaft Spellen, wo sich der Tinthof der Familie Heike und Christian Hülsermann befindet. "Einkaufen wie in alten Zeiten" lautet das Motto ihres Hofladens. Der ist an den Wochenenden geöffnet, für die kleine Stärkung zwischendurch gibt es an den übrigen Wochentagen im SB-Raum Bioprodukte aus eigener Herstellung im Automaten. Da finden sich beispielsweise Buttermilch und Trinkjoghurt (gut gekühlt "to go") frische Rohmilch, Käse und auch Dauerwurst. Einfach urig hier! Der Tinthof gehört zur Niederrheinisch-westfälischen Kooperationsinitiative "Feines vom Land" die auch in ihrem online Shop gleichermaßen außergewöhnliche wie interessante Produkte anbieten. Hier der weblink / Vorsicht: kostenlose unbezahlte WERBUNG!

 

Wenig später erreichen wir Götterswickerhamm an der Grenze zu Dinslaken: Das verschlafene kleine Dörfchen punktet mit Radwegen auf der Deichkrone, einer baumbestandenen malerischen Rheinpromenade, und einigen Biergärten, die zur Pause geradezu einladen. Kurz hinter der Ortschaft ändert sich das Landschaftsbild erstmals;  wir radeln hinein in den mit altem Buchen- und Kiefernbestand naturbelassenen Rotbacher Forst und durchqueren dieses Naturschutzgebiet nun in nordöstlicher Richtung auf schönen Wander- und Radwegen in Richtung Voerde. 


Ländliche Idylle auf dem Tinthof bei Spellen
Ländliche Idylle auf dem Tinthof bei Spellen

Ruhe, Entspannung und Fahrtwind im Gesicht - auf dem Rheindeich bei Götterswickerhamm
Ruhe, Entspannung und Fahrtwind im Gesicht - auf dem Rheindeich bei Götterswickerhamm

Vom Niederrhein in den Naturpark Hohe Mark

An der Dudel Bude: v.l.n.r. Birgit Lensing (Tourismus Schermbeck), Julia Jörgensen (Regionalmanagement LEADER), Dirk Buschmann (Bürgermeister von Hünxe), Matthias Berns (Reisejournalist und Blogger)
An der Dudel Bude: v.l.n.r. Birgit Lensing (Tourismus Schermbeck), Julia Jörgensen (Regionalmanagement LEADER), Dirk Buschmann (Bürgermeister von Hünxe), Matthias Berns (Reisejournalist und Blogger)

Auf dem weiteren Wegverlauf  müssen wir verschiedene Radwege und deren Kennzeichnungen auseinander halten, denn bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Im übertragenen Sinn, bedeutet dies, dass man ein Ziel über die 3-Flüsse-Route, oder alternierende Radwege erreichen kann. Dies führt bisweilen zu Diskussionen, denen man mit der kostenlosen Routenapp abhelfen kann. Ein Blick auf die Karte, oder auf die App und schon ist klar, wo es lang geht; und das ist nicht immer auf dem direkten Weg. Mit gutem Grund, denn der folgende landschaftlich durchaus reizvolle Weg führt uns zum Tenderingsee

 

Der Tenderingsee, ist eine besondere Adresse, die mir in meinem bisherigen Leben verborgen geblieben ist. Völlig zu Unrecht, denn dieser 45 ha große Badesee verfügt über eine 150.000 m² große Badebucht mit Sandstrand einer Beachbar. Beachvolleyball, Beachhandball, Stand up Paddling oder Sporttauchen. Dieser See ist wirklich ein Genuss. Die Wasserqualität wird jährlich genauestens kontrolliert und erreichte in den letzten 6 Jahren ausnahmslos die höchste Qualitätsstufe. Ein weiterer Geheimtipp von mir für Euch ist die Webseite www.seen.de. Hier werden alle Seen der Bundesrepublik Deutschland und Europas beschrieben und das faszinierende Ergebnis: Der Tenderingsee erhielt in den Jahren 2016 und 2017 die Auszeichnung Lieblingssee Nordrhein-Westfalen  

 

Wenn das mal keine Lust auf einen Badestop macht? Aber damit nicht genug: an bestimmten Abenden im Sommer finden Acoustic Lounge Konzerte im Biergarten vor einem kleinerem Publikum (Keine Menschenmassen) statt. Dazu ein kleiner Appetizer: Der Konzertmitschnitt vom vergangenen Wochenende auf youtube. 

 

Nachdem wir uns schweren Herzens vom See getrennt haben erwartet uns der Naturpark Hohe Mark mit seinen ruhigen Radwanderwegen, So nähern wir uns durch schöne Landschaften der Gemeinde Hünxe. Hünxe mit seinen 106,8 qkm großen Gemeindefläche steht für Freizeit und Erholung. Die Gemeinde liegt im unteren Lippetal und gehört zu weiten Teilen zum Naturpark. Für den aktiven Urlauber stehen hier nicht nur Radwandern und Wandern (in Kürze wird der Hohe Mark Steig neu eröffnet) auf dem Programm, sondern auch Kanufahrten auf der Lippe, oder dem Wesel-Datteln-Kanal. So kann man diese herrliche Landschaft auch vom Wasser aus erfahren. 

 


Ansicht Krudenburg bevor der Regen kam
Ansicht Krudenburg bevor der Regen kam

An dieser Stelle zwei Presselinks zur Berichterstattung:


Ortsmitte Krudenburg mit seinen Kopfsteinpflastergassen und idyllischer Dorf-Atmosphäre
Ortsmitte Krudenburg mit seinen Kopfsteinpflastergassen und idyllischer Dorf-Atmosphäre

Einmal Wesel links herum, einmal Wesel rechts herum, das LOGO der 3-Flüsse-Route verschafft Klarheit
Einmal Wesel links herum, einmal Wesel rechts herum, das LOGO der 3-Flüsse-Route verschafft Klarheit

Ein weiteres Highlight entlang der Route erreichen wir nachdem wir einige Zeit parallel zum Wesel-Datteln-Kanal geradelt sind und im Anschluss die Lippe überquert haben. Das alte Dorf Krudenburg bietet mit den Resten der namensgebenden Krudenburg (14. Jh.) und seinen Kopfsteinpflastergassen einen wirklich idyllischen Rahmen für den anstehenden Pressetermin an der Dudel Bude von Matthias (Matze) Müller und seiner Frau. 

 

Als beliebtes Ausflugsziel für Radler, Wanderer oder auch Kanuten ist Krudenburg immer schon ein Anziehungspunkt gewesen. Nun haben die Besitzer meist aus Altersgründen nach und nach die drei ehemals existierenden Wirtshäuser in der Gemeinde geschlossen und aufgegeben. Das Aussterben der Gastronomie im Ort rief in Matthias Müller eine geniale Idee hervor. Er entdeckte in einer alten Scheune einen vergammelten, alten Verkaufswagen und restaurierte diesen  perfekt mit viel Liebe und Hingabe. Vor seinem Haus fand sich der Platz und die Dudel Bude war geboren, ein idealer Pausenpunkt für Radfahrer wie wir, wo man sich bei Kaffee und Kuchen stärken und erholen kann. An bestimmten Tagen wird auch der Grill angeworfen und so bekommen die Fans von herzhaftem Pausensnack auch eine leckere Bratwurst im Brötchen und dazu passend ein kaltes Bierchen. Die Frage "Hamburger oder Duisburger?" läßt mich aufhorchen, denn auf die Rückfrage wird mir klar: Matze ist ein waschechter Hamburger Jung, den es der Liebe wegen nach Krudenburg verschlagen hat.

 

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bedanken bei Matze Müller, der extra für diesen Termin unterhalb der Woche für uns öffnete und somit dem Pressetermin mit dem Bürgermeister der Gemeinde Hünxe, Herrn Dirk Buschmann, den Touristikern und Pressevertretern aus der Region den richtigen und würdigen Rahmen gab. Es waren schöne Begegnungen, und wenn wir mit dieser Berichterstattung erreichen können, das der Tourismus in dieser wunderschönen Region etwas gefördert und unterstützt wird, dann haben wir heute viel gewonnen.  Fahrt mal hin, wir haben es schon schön in NRW!

 

Einen dicken Regenschauer müssen wir abwarten, dann geht es durch klare Luft trocken weiter. Wir verabschieden uns mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen und machen uns auf dem Weg zum nahegelegenen Schloss Gartrop.


Wasserschloss Gartrop aus dem 14. Jahrhundert. Ansicht Gräfte, Park und Haupthaus
Wasserschloss Gartrop aus dem 14. Jahrhundert. Ansicht Gräfte, Park und Haupthaus

60 Kilometer später: Ankunft am Haus Mühlenbrock in Schermbeck im warmen Licht der Abendsonne.
60 Kilometer später: Ankunft am Haus Mühlenbrock in Schermbeck im warmen Licht der Abendsonne.

Der Grundstein für Schloss Gartrop wurde bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert durch das Rittergeschlecht "de Gardapen" gelegt. Zu seiner Blüte und heutigen Erscheinungsform kam es durch Albert Georg von Hüchtenbruch (1635-1716) der es im sogenannten starren Stil umgestalten ließ. Sein Grabmal in der evangelischen Suitbertuskirche in Hünxe ist (im Anschluss an diese Fahrradtour!) einen Umweg wert, denn das nach ihm benannte Hüchtenbruch-Epitaph ist eines der wenigen erhaltenen barocken Steingrabmäler am Niederrhein. Als Ausdruck seiner Machtposition und seines Einflusses ließ er sich zusammen mit seinen beiden Ehefrauen in Büstenform modellieren und in der Kirche ein Denkmal setzen. Dabei war der Skandal den es hervorrufen würde schon vorauszusehen, verzichtete der Bildhauer doch auf sämtliche christliche Symbole und erschuf ein rein weltliches Grabmal.

 

So ist Schloss Gartrop eines der frühesten Bauten des starren Stils, der in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts aus Holland übernommen wurde. Heute präsentiert sich das idyllisch in den Lippeauen gelegene Schloss inmitten seiner Parkanlagen im englischen Landschaftsstil mit seinem Gräben und Gräften als eine der schönsten Anlagen am linken Niederrhein. Kein geringerer als der berühmteste Gartenarchikekt seiner Zeit, Maximilian Friedrich Weye (hier wikipedialink für mehr Infos) legte im Jahre 1828 die Parkanlagen an. Zu seinen Werken gehören auch die Stadtparks in Düsseldorf (Düsseldorfer Hofgarten), Aachen und Brüssel.

 

Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde das Schloss zu einem Hotel und einer Event-Location umgestaltet. Es befindet sich in Privatbesitz und laut weiterer Auskunft der Hauseigenen Internetseite (siehe weblinks) sind Buchungen und Besichtigungen nach vorheriger Anmeldung durchaus möglich. Als wir vorbei radelten waren wir beeindruckt von dem schönen Gelände, die Eingangstore der Zufahrt fanden wir jedoch verschlossen vor, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten mussten. Zweifelsohne zählt das Schlosshotel zu den besten Adressen in Hünxe, wo man auch den Tag der Tage, die eigene Hochzeit in einem gehobenen Rahmen begehen kann. Mit diesem Gedanken kam ich bei dem exzellenten Hochzeitsfotografen Matthias Richter aus, der mir mit freundlicher Genehmigung eine Aufnahme zur Veröffentlichung überlassen hat.


Bild von Matthias Richter mit freundlicher Genehmigung: Hochzeit auf Schloss Gartrop - einfach märchenhaft
Bild von Matthias Richter mit freundlicher Genehmigung: Hochzeit auf Schloss Gartrop - einfach märchenhaft

Fazit zu dieser Tagestour:

Von Schloss Gartrop aus können wir auf zwei Alternativen die Stadt Schermbeck erreichen. Einmal deutlich kürzer über den die Landstrasse begleitenden Fahrradweg (wenn`s schnell gehen soll) oder genüsslich durch Wälder, Wiesen und Felder vorbei an landwirtschaftlichen Betrieben und malerischen Höfen . So erreichen wir nach einer guten weiteren Stunde unser Tagesziel gegen 19:45 Uhr und das Wetter meint es gut mit uns. Wir erreichen im warmen Licht der Abendsonne Haus Mühlenbrock, wo wir zuvor ein Doppelzimmer  reserviert haben und werden herzlich vom Inhaber Stephan Mühlenbrock begrüßt. Das Haus ist weithin bekannt, denn es offenbart für uns zum Abendessen kulinarische Genüsse aus Ostafrika. Was für ein perfekter Ausklang eines wunderschönen Urlaubstages! 

Ich hoffe ich konnte Euch mit diesem Erlebnisbericht ein wenig Lust machen auf eine außergewöhnliche Fahrradtour entlang der 3-Flüsse-Route, bei der es neben jeder Menge Geschichte und Geschichten auch schöne Landschaften und Locations zu eradeln gibt, die allemal einen Besuch wert sind. Ich bedanke mich bei  Euch von Herzen für Euer Interesse, Euren Zuspruch und inzwischen über 104.000 Aufrufe meiner Reisetipps und Tourenempfehlungen. Das macht mich schon ein wenig sprachlos. Bleibt gespannt, denn wenn wir todmüde in die Betten gefallen sind, geht es am nächsten Morgen weiter mit unserer nächsten Geschichte zu unserem Erlebnissen auf der 3-Flüsse-Route.

Euer Matthias


Malerische Gartenterrasse im Haus Mühlenbrock
Malerische Gartenterrasse im Haus Mühlenbrock

Haus Mühlenbrock: In der Tajine serviertes Lammgulasch mit duftendem Basmatireis und gedünstetem Frühlingsgemüse - yummy!
Haus Mühlenbrock: In der Tajine serviertes Lammgulasch mit duftendem Basmatireis und gedünstetem Frühlingsgemüse - yummy!

Eduard Zimmermann, Aktenzeichen XY und die geklaute Bibel:


FORTSETZUNG FOLGT:

Hier geht es nun zu der Fortsetzung der Geschichte. Im zweiten Teil fahren wir von Schermbeck über Erle nach Raesfeld. Nach Besichtigung des Schlosses geht es weiter zum Kloster Marienthal und durch den Dämmerwald  weiter zurück bis zum Ausgangspunkt nach Wesel. Lasst Euch überraschen, was wir da noch alles erlebten. Einfach den Button klicken und Ihr seid schon mittendrin. Viel Vergnügen: 

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Kommentare: 4
  • #1

    Tim (Donnerstag, 09 Juli 2020 18:05)

    Spannende Geheimtipps, in einer Region, die vielleicht nicht jeder auf dem Schirm hat. Da müssen wir wohl auch mal eine Tour auf der 3-Flüsse-Route machen...!

  • #2

    Matthias Berns (Freitag, 10 Juli 2020 08:45)

    Guten Morgen Tim,

    vielen Dank für Deine Nachricht. Es war wie immer ein besonders schöner Tag, und die Erlebnisse auf der 3-Flüsse-Route werden ja in der nächsten Geschichte noch weiter gehen. So sind es in zwei Jahren 4 Geschichten zu diesem Rundkurs. Wirklich empfehlenswert. Schau mal unter der Rubrik: Toiurenübersicht/Fahrradtouren. Viel Spaß beim Entdecken und schmökern

    LG Matthias vom Reiseblog-NRW

  • #3

    Augustin ALDEA (Freitag, 10 Juli 2020 09:27)

    Dankeschön, auch für DIESE Tour!
    ;D

  • #4

    Matthias Berns (Freitag, 10 Juli 2020 10:07)

    Guten Morgen lieber Augustin,

    ich freue mich über Deine Nachricht hier und wünsche Dir/ uns noch viele spannende Touren in diesem und in den kommenden Jahren!

    LG Matthias von Reiseblog-NRW