Das LVR-Niederrheinmuseum Wesel
Am 15. und 16. Juli 2025 durfte ich als Reisejournalist offiziell an den beiden Presse-Preview-Tagen zur Eröffnung der Neukonzeption des LVR-Niederrheinmuseums Wesel teilnehmen und bin angesichts dessen, was uns die Museumsdirektorin Corinna Endlich und Ihr begleitendes Team dort an zwei aufeinanderfolgenden Tagen präsentierten, noch heute restlos begeistert. Was den Besucher des Museums nach 3-jähriger Umbaupause in der Ausstellung und darüber hinaus erwartet? Diese Reisetipps erfährst Du hier und heute mit diesem Sommerspecial-Bericht zum Start in Deine Sommerferien. Viel Spaß beim Schmökern und Entdecken!
anfahrt

Einsteigen und NRW Entdecken:
Start. und Zielhaltestelle: Bahnhof Wesel mit dem ÖPNV,
Linien: RE 19 z.B. ab Düsseldorf oder Duisburg Buslinien 63, 85, 82, 96, 80, 81, SB7, 86,83, SB3, 67, 72, 37, SB6, SB21, 68, 66, 64 und 84
- Taktung je nach Linie
Fahrplanauskunft und weitere Infos:
www.mobil.nrw und www.vrr.de (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr)
Tourfacts:
Region: Niederrhein
Streckenlänge max. 4 km (Stadttour)
Höhenmeter: keine
Dauer: 3,5 Stunden ohne Einkehr
Schwierigkeit: leicht, auch für Kinder geeignet
Wegmarkierung: keine, Stadtführung buchen bei der Stadtinformation, siehe Weblinks
Die Anreise mit dem PKW ab Kölner Dom zum LVR-Niederrheinmuseum Wesel beträgt 101 Kilometer und dauert 1:06 Stunden. Die Adresse für die Navigation lautet:
- Rheinbabenstr, 43483 Wesel
- Kostenpflichtige Parkplätze vom Museum oder am Wochenende sind auch die kostenfreien Parkplätze nutzbar
highlights

Hier kommen die Highlights des Tages, die auch bei Dir für unvergessliche Erlebnisse sorgen:
- Das LVR-Niederrheinmuseum Wesel
- Diverse Stadtführung durch Wesel, buchbar bei der Stadtinformation, darunter auch SEGWAY-Touren und Fahrradtouren
- Nach Sanierung neu eröffnet: das Rheinbad Wesel
- Rathausfassade, Alter Markt
- Stadtinformation mit kostenlosen Flyern und weiteren Tipps
- Wilibroddom, auferstanden aus Ruinen
- Camperparadies Grav-Insel
- Rheinfahrt mit der River Lady, einem alten Schaufelraddampfer
- Der Auesee mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten, dem Strandbad und schönen Wanderwegen
- Marina, Yachthafen und romantische Einkehr bei Sonnenuntergang
- Radwanderrouten wie z.B. die 3-Flüsse-Route oder die Römer-Lippe-Route
Wer mehrtägig Station macht, dem empfehle ich in der Nähe:
- Stadt Xanten
- Schloss Moyland
- Kalkar
- Die "Liberation Route Europe" zum Thema 80 Jahre Freiheit
- Stadt Kleve
- Kriegsgräberstätten aus dem Zweiten Weltkrieg
Weblinks

Hier kommen wie immer die nützlichen Weblinks, die Euch den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten:
- WEBLINK, LVR-Niederrheinmuseum
- WEBLINK, Jugendherberge low- budget Empfehlung in Xanten
- WEBLINK, für Bierfans, Familienbrauerei in Büderich auch verantwortlich für die Sonderedition "Altbier vom Niederrhein"
- WEBLINK, Stadtinformation Wesel
- WEBLINK, Rheinbad Wesel
- WEBLINK, Wilibroddom, Konzerte Messen u.v.m.
- WEBLINK Übernachtung Hotel Kaiserhof Wesel, wo ich übernachtete
- WEBLINK, Ferienwohnung AIRBNB/Wesel
- WEBLINK, Camping Grav Insel, unbedingt reservieren!
- WEBLINK Wohnmobilstellplatz Römerwardt am Rheinbad!
- WEBLINK, Gastrotipps Top 10 Wesel
- WEBLINK, Hohe Mark Steig, beginnt in Wesel!
- WEBLINK, Römer-Lippe-Route, Radweg
- WEBLINK, 3-Flüsse-Route



die neue ausstellung "leben mit dem Wasser"

Nach 3-jähriger Umbaupause und zuvor gänzlich unterschiedlichen Ausstellungansätzen zunächst als Preußen Museum in den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts eröffnet, dann als Museum mit "Schätzen, die Geschichte(n) erzählen" wird jetzt keine neue Ausstellung als klassischer Rundgang durch Vitrinen eröffnet, sondern auf 1.800 Quadratmetern ein Interaktiver Erlebnisraum gestaltet!
Der Besucher erlebt wie der Rhein als Lebensader die Region geprägt hat - von der Hansezeit über Napoleon und Preußen bis zur Industrialisierung. Dabei stehen Themen wie Sprache, Bräuche, persönliche Biografien und grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Mittelpunkt.
Corinna Endlich, die als Museumsdirektorin seit etwas mehr drei Jahren das Museum leitet und die komplette Umbauphase begleitete, betont in Ihren Ausführungen die Bedeutung eines abwechslungsreichen Drehbuches für die Inszenierung der Ausstellung. Ihr Ziel war es, dass die Neukonzeption "für viele Menschen in der Region identitätsstiftend wird". Außerdem erklärte sie: " Wer den Niederrhein erklären will, muss es über den Rhein tun - als Strom von Ideen, Waren und Zusammenarbeit." So entstand als logische Folge das Leitmotiv des Hauses "Leben mit dem Wasser". Dabei umspannt die Ausstellung einen Zeitraum von etwa 800 Jahren Kulturgeschichte und die Perspektiven des Niederrheins im Kontext zu größeren globalen Geschehnissen.
Der Besucher wird angeleitet und aufgefordert zum Anfassen, Berühren, Ansehen, Zuhören, Ausprobieren, Spielen und wird so zum Protagonisten, dem es möglich wird in die jeweiligen Geschichtsepochen einzutauchen, völlig Neues zu erfahren, oder einfach nur eigene Familiengeschichten und Schicksale der jüngeren Geschichte zu erinnern. Dies wird möglich durch die neue Szenografie die eine harmonischen Verbindung schafft von Originalexponat und Inszenierung in einer Kulisse mit interaktiven Touchpoints und berührbaren Modellen.


Die Szenografie des neuen Niederrheinmuseums

"Das Niederrheinmuseum Wesel präsentiert sich in seiner neuen Szenografie als modernes Familien- und Regionalmuseum, das mit einem emotionalem und reichhaltigen Storytelling alle Möglichkeiten an heutigen musealen Vermittlungswegen nutzt.
Das zentrale Erzähl- und Architekturelement der Dauerausstellung ist der Rhein, der das gesamte Erdgeschoss als verbindende 'Welle' durchzieht. ... An haptischen Textilproben können die Besuchenden z.B. herausfinden, welche Tierfelle und Tuche im 16. Jahrhundert über den Rhein verschifft wurden. ... Im Dialog zu der zentralen Welle verteilen sich im Raum viele einzelne 'Ideen-Inseln', die vor allem den immateriellen Errungenschaften des Niederrheins gewidmet sind. Sie zeigen Bezüge zu übergeordneten Entwicklungen wie dem Buchdruck..." u.v.m.
Ich erlaube mir an dieser Stelle aus dem begleitenden Katalog zur Ausstellung zu zitieren.
Die Ansprache der Besucher erfolgt zweisprachig (Deutsch/Niederländisch) inklusive Texten in einfacher Sprache. Damit komme ich zu einer weiteren wichtigen Ausrichtung der Neukonzeption zu sprechen. Die Zielgruppenansprache ist neben Erlebnisorientierung und Familienfreundlichkeit auch Barrierefreiheit. Davon profitieren alle. Mobile Nutzer können QR Codes scannen und über den Mediaguide Themen vertiefen. Bei dieser Form der Audioguides konnte für das Einsprechen der Geschichten kein geringerer als Oliver Rohrbeck gewonnen werden, der vielen Zuhörern seit 1979 als die Stimme von Justus Jonas bei den "DREI ???" bekannt sein dürfte. Die Nutzung der Mediaguides erfolgt kostenlos und ohne App-download.
An alle wurde gedacht, ob Hörbehinderte, Sehbehinderte, Senioren, Kognitiv Behinderte, unerfahrene Nutzer, Motorisch Behinderte oder schlicht und ergreifend Kinder. Für alle lohnt der Besuch der Ausstellung!





Stimmen und Fazit zur Gelungenen Neukonzeption
Corinna Endlich, Museumsdirektorin: " Kein klassischer Rundgang, sondern ein lebendiger Erlebnisort"
Ina Brandes, Kulturministerin NRW: "Die neue Ausstellung greift so viele Facetten des alltäglichen Lebens auf, dass sich auch mehrere Besuche lohnen."
Die neue Ausstellung ist ein kompletter Neuanfang: weg von der militärisch geprägten Geschichtsvermittlung, hin zu einem kulturhistorischen Erlebnisraum, der die Vielfalt und Identität des Niederrheins feiert. Sie ist spielerisch, inklusiv und emotional, mit einem starken Fokus auf Alltagsleben, Sprache, Bräuche und regionale Besonderheiten.
80 Jahre Frieden und Freiheit - auf den spuren der Befreiung am niederrhein
Im Rahmen der zweitägigen Presse-Preview-Einladung wurden zwei weitere Exkursionen geplant und durch die LVR-Museumsdirektion begleitet. Diese wurden durch den wissenschaftlichen Referenten des LVR-Niederrheinmuseums, Thomas Ohl, organisiert und mit den Pressevertretern durchgeführt. Zwischen Ausstellungsbesuch und Abendessen kamen wir so in den Genuss einer Stadtführung durch Wesel, auf die ich heute inhaltlich nicht näher eingehen möchte, da ich sie schon an anderer Stelle, insbesondere auch in meinem Buch "NRW NEU ENTDECKT - Raus aus dem Alltag" bereits ausführlich beschrieben habe.
Am zweiten Tag widmete sich die Exkursion durch den linken Niederrhein schwerpunktmäßig der "Route of Liberation" und der damit verbundenen Thematik der Befreiung Nazi-Deutschlands durch die alliierten Militärverbände zwischen Herbst 1944 - Mai 1945. Die damit verbundenen Geschehnisse und Orte möchte ich Euch in den nun folgenden Artikel gerne vorstellen.
Für mich war es eine sehr reelle, beeindruckende und auch beklemmende Zeitreise zu teils unbekannten Zielen.

eine reise durch Geschichte , Erinnerung und Hoffnung

2025 – Europa feiert 80 Jahre Frieden. Doch dieser Frieden war nicht selbstverständlich. Er wurde erkämpft, erlitten und erhofft.
Unsere Tour entlang der Liberation Route Europe führt uns zu den Orten, die vom Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus erzählen - zwischen der niederländischen Grenze und dem Rhein bei Wesel. Unsere Tour beginnt und endet am LVR-Niederrheinmuseum Wesel, das mit seiner neuen Ausstellung „Leben mit dem Wasser“ einen modernen Einstieg in die Geschichte der Region bietet.
Operation Market Garden - Der kühne Plan scheitert
Im September 1944 wagten die Alliierten unter Feldmarschall Bernard Montgomery mit Operation Market Garden die größte Luftlandeoperation des Zweiten Weltkriegs. Ziel war es, durch die Niederlande rasch über den Rhein ins Ruhrgebiet vorzustoßen und den Krieg noch vor Weihnachten zu beenden.
Doch der Plan scheiterte dramatisch:
Die Brücke bei Arnheim konnte nicht gehalten werden.
17.000 alliierte Soldaten wurden getötet, verwundet oder gefangen genommen.
Die deutsche Wehrmacht hatte sich überraschend schnell reorganisiert und leistete erbitterten Widerstand.
Die Folge: Der Vormarsch stockte, die Alliierten mussten sich neu formieren – und die strategischen Spannungen zwischen den britischen und amerikanischen Kommandos wuchsen.
1. Zwischenstopp Schloß Moyland - In neuem Glanz:



Auf unserem Weg von Wesel zum Reichswald kommen wir automatisch an einer weiteren historischen Stätte vorbei, die nicht nur im Zweiten Weltkrieg eine bedeutende, wenn auch relativ unbekannte Rolle einnahm. Meine Bloggeschichte, die zu den schönsten Schlössern und Gärten am Niederrhein führt, hat u.a. diese Themen zum Inhalt. Hier nur soviel: bei den Kämpfen und Luftangriffen wurde das Schloss schwer beschädigt und blieb bis in die 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Ruine. Als die finanziellen Mittel zur Verfügung standen wurde im großen Stil wieder aufgebaut. Heute erleben wir Besucher das Schloss samt seinem Schlosspark im alten Glanz wie in früheren Zeiten. Den Bloglink für mehr Detailinformationen dazu findest Du als Bonus-Tipp unter den WEBLINKS weiter oben.
Operation Veritable - Die Schlacht im Reichswald
Im Februar 1945 begann die Operation Veritable. Britische und kanadische Truppen kämpften sich durch den Reichswald bei Kleve – ein düsteres, schlammiges Gelände, das zur Todesfalle wurde. Über 10.000 Soldaten verloren hier auf beiden Seiten ihr Leben. Die Bahnlinie durch den Wald wurde zum blutigen Brennpunkt.
Wir standen am Reichswald Forest War Cemetery – still, ehrfürchtig, sprachlos. Die Gräber erzählen Geschichten, die nicht in Geschichtsbüchern stehen. Dieser Waldfriedhof inmitten des Klever Reichswaldes, der zum damaligen Zeitpunkt um ein vielfaches größer war als heute ist ein stiller friedlicher Ort der Besinnung.
Mit über 7.654 Gräbern ist dies der größte britische Soldatenfriedhof in Deutschland. Viele der hier beigesetzten Soldaten fielen in der Schlacht im Reichswald (Operation Veritable) vom 7.–22. Februar 1945.
🔥 Die Schlacht war extrem verlustreich: über 10.000 alliierte und deutsche Soldaten starben, viele entlang der Bahnlinie durch den Reichswald

Kleve - Schwanenburg: Einzige Höhenburg am Niederrhein auf dieser Route

Aus Zeitgründen besuchen wir heute Kleve und Xanten nicht. Was nicht heißen soll, dass nicht beide Städte einen längeren Aufenthalt wert sind. Heute erhaschen wir nur den symbolischen Aussichtspunkt aus den Galleien auf die Schwanenburg zu Kleve, welche ebenfalls im Zweiten Weltkrieg schwere Zerstörungen erdulden musste. Kleve wurde vor dem Luftangriff der Alliierten weder durch den Großdeutschen Rundfunk noch durch die Presse gewarnt und daher nicht evakuiert. Die bei dem Bombenangriff vom 07. Oktober 1944 zu Tode gekommenen Menschen waren mehrheitlich Zivilisten, Alte, Frauen und Kinder. Über 2.500 Tote sind zu beklagen, die ihre letzte Ruhestätte in der Donsbrüggener Heide gefunden haben - eine weitere Gedenkstätte und Ehrenmal für die Toten des Zweiten Weltkrieges. Am heutigen Tag geht es für uns weiter zur Deutschen Kriegsgräberstätte bei Weeze, Uedemer Str. 11, wo die gefallenen Deutschen Soldaten aus der Schlacht im Reichswald begraben wurden. Dieser Ehrenfriedhof stellt einen deutlichen Kontrast zur dem zuvor besichtigten im Reichswald dar.




Kriegsgräberstätte Weeze
Hier ruhen 2.015 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges. Nach der Invasion der alliierten Streitkräfte am 06. Juni 1944 in der Normandie und deren Vorstoßen durch Frankreich, Belgien und die Niederlanden wurde das Gebiet des Niederrheins und der Eifel Schauplatz furchtbarer Kämpfe. Im Februar/März 1945 erreichten die Kämpfe ihren Höhepunkt. Städte und Orte wechselten mehrfach den Besitzer. In Weeze wurde drei Tage lang (28.02.-02.03.1945) erbittert von Haus zu Haus gekämpft, dann setzten sich die Deutschen Truppen nach Osten hin ab.
"Das Sterben am Niederrhein war ein
"Opfergewordensein" ein "Geopfertwordensein",
denn der Krieg war damals schon verloren
und viele die hier liegen, wussten , dass er verloren sei.
Und das ist das tragisch drückende Gefühl:
Sie starben an ihre Pflicht gebunden,
und davon darf nur in Dankbarkeit und Ehrfurcht
vor den Einzelschicksalen gesprochen werden.
Ein anderer Ton ist nicht erlaubt."
Theodor Heuss, Bundespräsident , aus seiner Rede
Operation Plunder & Blockbuster - Der Rhein wird überwunden
Am 23. März 1945 begann die Operation Plunder: Der Rhein wurde mit amphibischen Fahrzeugen und Luftlandungen bei Wesel überquert. Die Stadt Wesel war zuvor durch zwei Millionen Granaten, Artillerie und mehrtägige Bombenangriffe fast vollständig zerstört worden. Zwei Tage später, am 25. März, trafen sich Churchill, Eisenhower und Montgomery im Hotel „Wacht am Rhein“ in Wesel-Büderich. Sie standen gemeinsam auf dem Balkon des Hotels und blickten auf den Rhein – ein symbolischer Moment der Einheit und des nahenden Sieges. Das Ziel lag nun in greifbarer Nähe: sich nicht durch einzelne Gefechte aufhalten zu lassen sondern mit einem gezielten Vorstoß auf Berlin die Hauptstadt des Reiches zu erobern. Am 08. Mai 1945 wurde die Kapitulation unterzeichnet.
Wir standen dort, wo sie standen. Der Blick auf den Rhein ist heute friedlich. Damals war er die letzte große Hürde.


rheinwiesenlager büderich - der schatten der befreiung
Nach dem Krieg wurden über eine Million deutsche Soldaten in provisorischen Lagern interniert. Das Rheinwiesenlager Büderich war eines davon. Zeitzeuge Alfred Martensen berichtet:
„Wir lagen auf nackter Erde, gruben mit Dosen Löcher, um Schutz zu finden. Das Wasser war stark gechlort, das Brot reichte für 30 Mann.“
Die Versorgung war katastrophal. Hunger, Krankheit und Verzweiflung prägten den Alltag. Heute erinnert ein Gedenkstein an die über 250.000 Kriegsgefangenen, die hier lebten – und überlebten.
Für weitere Detailinformationen gibt es hier den WEBLINK zu den Rheinwiesenlagern, zusammengetragen und recherchiert von Maria Gruettner. Diese Lager gab es den ganzen Rheinverlauf hinunter bis Ludwigshafen und den Nekar hinunter bis Heilbronn. Exemplarisch möchte ich meinen Bericht hier mit einem Zitat von ihrer Webseite beenden, denn dieser Gedenkstein an jener Stelle, wo sich das Lager einst befand war auch unser letzter Punkt auf der ""Route of Liberation", die uns von hier aus zum Niederrheinmuseum nach Wesel zurückführte.
Zwei Amerikaner berichten:
Der 30. April (1945) war ein stürmischer Tag. Regen, Schneeregen und Schnee wechselten sich ab, ein bis auf die Knochen durchdringender kalter Wind fegte von Norden her über die Ebenen des Rheintals dorthin, wo sich (das Lager) befand. Eng zusammengedrängt, um sich gegenseitig zu wärmen, bot sich den Blicken auf der anderen Seite des Stacheldrahts ein tief erschreckender Anblick dar: nahezu 100 000 ausgemergelte, apathische, schmutzige, hagere Männer mit leerem Blick, bekleidet mit schmutzigen, feldgrauen Uniformen, knöcheltief im Schlamm stehend. Hier und da sah man schmutzig weiße Flecken. Bei genauerem Hinsehen erkannte man, daß es sich um Männer mit verbundenem Kopf und verbundenen Armen handelte, oder Männer, die da in Hemdsärmeln standen! Der deutsche Divisionskommandeur berichtete, daß die Männer seit mindestens zwei Tagen noch nichts gegessen hätten und daß die Beschaffung von Wasser ein Hauptproblem sei - dabei war der Rhein, der hohen Wasserstand führte, nur 200 Meter entfernt.
(zitiert nach James Bacque, a.a.O., S. 51 f.)

Ein Mahnmal der Erinnerung - was bleibt nach 80 Jahren?
Am 26. August 1965 wurde in Büderich ein Mahnmal eingeweiht – unter Anwesenheit von 300 ehemaligen Lagerinsassen. Es erinnert an die Opfer und mahnt zur Versöhnung.
Wir haben die Orte gesehen. Wir haben die Geschichten gehört. Und wir haben gespürt, was es bedeutet, in Frieden zu leben.
80 Jahre Freiheit in Europa – das ist kein Geschenk, sondern eine Verpflichtung. Die Schauplätze am Niederrhein erinnern uns daran, dass Frieden aus Mut, Menschlichkeit und Erinnerung entsteht.
„Wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten.“

🏛️ Die Route der Befreiung – Unsere Stationen
-
LVR-Niederrheinmuseum Wesel – Startpunkt mit der Ausstellung „Leben mit dem Wasser“
-
Schloss Moyland – Kunst und Geschichte vereint
-
Kalkar Rathaus & Gerichtslinde – mittelalterliche Kulisse
-
Kleve Burgblick – Aussicht auf die Schwanenburg
-
Reichswald Cemetery – Ort des Gedenkens
-
Weeze Kriegsgräberstätte – stille Erinnerung
-
Rheinwiesenlager Gedenkstein – Mahnung zur Menschlichkeit
-
Hotel „Wacht am Rhein“ – historischer Treffpunkt der Alliierten
Anbei noch der Button zum Direktlink auf Google Maps für die Routenführung. Diese ist an einem Tag gut zu schaffen! Hier nun einmal hinein klicken und viel Freude beim Entdecken!
🏛️ Die Anekdote: Der Kaiser liegt flach – und das mit Geschichte!
Die Geschichte der flach liegenden Kaiserstatue vor dem LVR-Niederrheinmuseum in Wesel ist ein echtes Schmankerl aus der Kategorie „Wenn Denkmäler sprechen könnten… würden sie wohl stöhnen!“
Die Statue zeigt Wilhelm I., den ersten deutschen Kaiser, und sie hat eine bewegte Vergangenheit. Ursprünglich thronte der Herrscher stolz auf einem Sockel in Wesel, errichtet im Jahr 1896. Doch mit dem Wandel der Zeiten und der politischen Landschaft wurde der steinerne Monarch zunehmend zum ungeliebten Relikt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schluss mit der kaiserlichen Pracht: Die Statue wurde abgebaut und verschwand – nicht etwa in einem Museum, sondern im wahrsten Sinne des Wortes im Keller der Geschichte.
Erst Jahrzehnte später tauchte sie wieder auf, und zwar nicht aufrecht, sondern liegend – wie ein gefallener Monarch, der sich seinem Schicksal ergeben hat. Heute liegt Wilhelm I. in einem Glaskasten vor dem Museum, flach wie ein Pfannkuchen, aber mit einer Aura, die irgendwo zwischen „historisch bedeutsam“ und „leicht skurril“ pendelt. Vielleicht träumt er von besseren Zeiten, als man ihm noch ehrfürchtig zu Füßen lag, statt ihn in einen Glaskasten zu sperren wie ein überdimensioniertes Fossil.
Ich stand davor, grinste und dachte: Wenn das der Kaiser wüsste! Statt Parade und Pomp gibt’s jetzt Passanten mit Pommes, die sich fragen, ob das Kunst oder Sperrmüll ist.

Kommentar schreiben